Dienstag, 11. Dezember 2018

Verreisen, wenn bei der Bahn gestreikt wird

Da schon länger geplant war, dass ich am 10.12. zur Tochterfamilie nach Lippstadt fahre und der Streik bei der Deutschen Bahn nur bis 9 Uhr dauern sollte, habe ich mich trotzdem auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Die Zugbindung war ja aufgehoben und in Augsburg sollte laut Ankündigung auf der Seite der Bahn direkt um 9 Uhr der von München kommende gestoppte Nachtzug weiter nach Dortmund fahren.


Natürlich fuhr dieser Zug nicht, da das notwendige Personal nicht vor Ort war, aber der nächste fahrplanmäßige Zug eine Stunde später kam dann  wirklich. Alles gut dachte ich, aber in Stuttgart gab es dann ein technisches Problem (was aber nichts mit dem Streik zu tun hatte). Alternative Züge gab es nicht, da noch sehr viele Fahrten als Folge des Streiks am Morgen abgesagt wurden. Der Lokführer hat uns Reisende aber immer auf dem Laufenden gehalten und nach 1 Stunde ging es dann doch weiter. Die Stimmung im Waggon war gut, obwohl viele in den Gängen stehen mussten, denn alle waren froh, Richtung Norden überhaupt weiter fahren zu können. Vor jedem Halt gab es natürlich Probleme mit den Umsteigemöglichkeiten, aber ich habe selten in einem ICE erlebt, dass sich die Mitreisenden gegenseitig helfen und informieren. Ohne Smartphone wäre man in so einer Situation wirklich hilflos, da zunächst kein Bahnpersonal greifbar war und die Information, ob ein bestimmter Zug nun fährt oder nicht, ständig geändert wurde.

Statt bis Dortmund fuhr der ICE dann kurzfristig (wegen der Verspätung von 1 Stunde) nur bis Essen, aber meine Weiterfahrt  Richtung Lippstadt war auch von hier möglich zumindest bis Hamm. Hier ging es dann nicht mehr weiter, da es auf der Strecke einen Oberleitungsschaden gab. (Was auch wieder nichts mit dem Streik zu tun hat). Die Informationspolitik war eine Katastrophe, denn wir saßen fast eine halbe Stunde im abfahrtsbereiten Zug, bis bekannt gegeben wurde, dass die Regionalbahn nicht fährt und alle wieder aussteigen mussten. Weitere Informationen bitte am Schalter in der Halle holen, wo sich dann eine lange Schlange gebildet hat.

Ich habe die Tochter angerufen, die mich dann mit den beiden kleinen Enkeln im Auto in Hamm abgeholt hat (einfache Strecke 45 km und es war bereits dunkel). Die Alternative wäre ein Umweg von Hamm mit Umstieg in Unna nach Soest gewesen und anschließend ein Schienenersatzverkehr, also ein Bus bis Lippstadt.  Das mag für ortskundige Pendler funktionieren, normale Reisende tun sich da bei Dunkelheit und ohne Unterstützung von Bahnpersonal schwer.

Wenn es nur der Streik gewesen wäre, hätte alles wirklich noch ganz gut funktioniert, aber zusätzlich noch das sonst auch übliche Chaos bei der Bahn mit technischer Störung und dem Oberleitungsschaden war dann für einen Reisetag doch ein bisschen viel. Ich war jedenfalls froh, als ich am Ziel war und werde wohl wieder einmal die Fahrgastrechte bemühen, was ich vermutlich nur wegen des (berechtigten) Streiks nicht gemacht hätte.

4 Kommentare:

  1. Meine Güte, da hast du ja wieder was mitgemacht. Ich kann da nicht mitreden, fahre aller paar Jahre mal mit dem Zug. Aber unsere jungen Leute fahren auch jeden Tag nach Dresden auf Arbeit und können ein Lied singen von Ausfällen.
    Liebe Grüße von Kerstin.

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  2. Ui, das liest sich nicht so gut. Bei den Meldungen (nicht nur bei dir) über Pech und Pannen bei der DB bin ich zum Schluss gekommen, dass Bahnreisen ein Quentchen Abenteuerlust voraussetzt ;-). Und bei uns beginnt das Schimpfen wenn der Zug mal mit 5 Minuten Verspätung im Bahnhof einfährt.
    Aber du hast es wieder geschafft, toll.
    Herzlich, do

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  3. Ach ja, liebe Bellana,
    wie hieß es früher so weise:
    "Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen...."
    Leider ist das auch heute aktueller denn je.
    Zum Glück hast Du ja alles ganz gut überstanden.
    Guten Wochenstart und lieben Gruß
    moni

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  4. So wird eine einfache Zugfahrt mitten in Deutschland zum Abenteuer. Wahrscheinlich halten die Mitreisenden deshalb auch so gut zusammen. Man weiß ja nie, wann man auf die Hilfe der anderen angewiesen ist, womöglich in der Fremde, auf einem Bahnhof ausgesetzt, ein Nachtquartier benötigt.
    Ich hoffe, die Rückfahrt war überschaubarer.
    Grüßle
    Sabine

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