Samstag, 31. März 2012

Auffanggesellschaft

Mit Recht ist dieses Thema der Aufreger der Woche. Bei den Diskussionsrunden, die im Moment im Fernsehen stattfinden, reden Politiker mit, die keine Ahnung haben, worum es sich hierbei eigentlich handelt. Es geht nun wirklich nicht um eine Subvention des Unternehmens, sondern um eine konkrete Hilfestellung zur Jobsuche für die gekündigten Mitarbeiter. Das Arbeitsamt kann dies in gleicher Qualität niemals leisten.

Ich kenne das Thema Auffanggesellschaft aus eigener Erfahrung, denn ich war 2003 auch einmal von einer Massenentlassung betroffen. Es waren damals nur etwa 50 Mitarbeiter, wodurch natürlich nicht solche Beträge wie jetzt bei Schlecker im Raum standen.

Damals war besonders interessant, dass wir eine sehr gemischte Gruppe waren, von Lagerarbeitern, Produktionsmitarbeitern und Angestellten der Verwaltung. Den größten Vorteil hatten die Kollegen mit geringer oder keiner Ausbildung, denn die haben dabei gelernt, wie Zeitungsanzeigen zu lesen sind, wie man im Internet sucht und wie eine Bewerbung überhaupt aussehen muss. Es gab Mitarbeiter, die ihr  Leben lang in diesem Unternehmen gearbeitet und noch nie eine Bewerbung geschrieben hatten. Positiv habe ich in Erinnerung, dass die Kollegen aus der Verwaltung den anderen dabei geholfen haben, ordentliche Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen. Die Zusammenarbeit in Gruppen wurde von den meisten sehr gerne angenommen.

Für 50 Personen gab es zwei Betreuer, die auch Fortbildungsmaßnahmen wie z.B. einen Gablerstaplerschein oder Office-Anwendungen organisiert haben. So eine Betreuungsquote kann das Arbeitsamt nicht bieten, genauso wenig wie das Üben von Vorstellungsgesprächen als Rollenspiel.

Desweiteren bestand die Möglichkeit, ein Arbeitsverhältnis probeweise als befristetes Praktikum aufzunehmen. Für jeden Monat, den man vorzeitig die Auffanggesellschaft verließ, gab es eine zusätzlich Prämie als Anreiz.

Ich weiß noch gut, wie wir uns gefreut haben, als der erste Lagerarbeiter kam, um sich zu verabschieden, da er eine neue Festanstellung gefunden hatte.

All dies wird nun, Dank an die Liberalen, den 'Schleckerfrauen' vorenthalten......

Übrigens handelt es sich hier um Menschen und nicht um Material, für das man eine 'Anschlussverwendung' sucht.....

4 Kommentare:

  1. Danke für diesen sehr aufschlußreichen Beitrag.
    Lieben Gruß
    Elke

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  2. Liebe Bellana,

    auch ich möchte Dir danken. Man hört und sieht so viel, aber man weiß über vieles doch nicht so richtig Bescheid.

    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  3. Bellana, ich finde es bestimmt nicht gut, was die FDP wieder für einen Blödsinn verzapft hat. Aber ich war lange genug arbeitslos und bin vom Arbeitsamt in eine blödsinnige Maßnahme nach der anderen gesteckt worden - und alle wurden vom Amt bezahlt. U.a. hatten wir dieses "Bewerbungstraining" als Rollenspiel, wir haben gelernt, Unterlagen zusammenzustellen, obwohl ich das exzellent genug alleine konnte. Das einzige, was geholfen hätte, wäre 10 oder mehr Jahre von unserem / meinem Geburtsdatum wegzuschummeln, dann hätte ich sicher einen Arbeitsplatz gefunden. - Nur Weiterbildungsmaßnahmen allein sind auch nicht das Gelbe vom Ei - und ich kann mir vorstellen, dass bei Schlecker viele gearbeitet haben, die keine richtige Ausbildung haben, für eine totale Umschulung aber auch schon zu alt sind. - Das Dilemma mit der Arbeitslosigkeit ist mehr als traurig.

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    1. Natürlich können nie alle vermittelt werden, aber ich denke, über eine Transfergesellschaft ist die Quote höher, einfach weil die Betreuung intensiver ist. Ich war damals auch bereits 52 und hatte einfach nur Glück, wieder eine Stelle zu finden. Dazu hat aber in meinem Fall weder die Auffanggesellschaft noch das Arbeitsamt beigetragen, sondern es hatte nur geklappt, weil sich viele in ähnlichen Jobs hier in der Region persönlich kennen.

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